Agbogbloshie
Mittlerweile steht kein anderer Ort auf der Welt so stellvertretend für die durch Elektroschrott verursachten Probleme wie der Schrottplatz Agbogbloshie in der ghanaischen Hauptstadt Accra. Ausgemusterte Elektronikgeräte aus Europa gelangen über den Hafen von Tema direkt in die Millionenmetropole Accra. Obwohl veraltet, aus der Mode gekommen oder gar komplett funktionsuntüchtig, ließen sich Tonnen von den digitalen Überbleibseln noch gewinnbringend bis nach Westafrika verschiffen. Von dort gelangt die Ware über Unterhändler an Gebrauchtwarenhändler, die die funktionierenden oder reparaturfähigen Geräte über das gesamte Land verteilen. Da die Ausfuhr defekter Elektrogeräte nach geltendem EU-Recht untersagt ist, werden häufig die Stecker von den Geräten abgeschnitten, um eine Prüfung vor dem Export zu erschweren, was zusätzlich zu der Menge an Schrott und dem mangelnden Personal für Kontrollen eine weitere Hürde darstellt. Dies hat zur Folge, dass immerhin noch Elektroschrott aus 500 Containern pro Monat auf dem Schrottplatz von Agbogbloshie landet.
Dort findet eine informelle Zerlegung der Geräte statt, die sich jeglicher Kontrolle und Auflagen zum Schutze der Menschen und Umwelt vor Ort entzieht. Dies macht Agbogbloshie zu einem der meist verseuchtesten Orte der Welt und führt zu dem Spitznamen “Toxic City” oder “Sodom und Gomorrha” für das rund 1.600 Hektar große Areal. Während in der nahe gelegenen Lagune vor zehn Jahren die Menschen ihren Lebensunterhalt noch durch Fischerei bestritten, hat sich mittlerweile eine eigene Industrie und ein in sich geschlossener Mikrokosmos bestehend aus geschätzt 50.000 Mensch rund um das Schrottbusiness gebildet: Junge Ghanaer, die zum Teil aus dem ärmeren Norden des Landes zugezogen sind, zerlegen Altgeräte mit einfachsten Mittel, um Zugang zu wertvollen Rohstoffen wie Kupfer, Eisen, Messing, Blei oder Aluminium zu bekommen. Hierzu zerschlagen die sogenannten “Scrap Boys” Fernsehgeräte mit Steinen und verbrennen Kabelummantelungen der Elektrogeräte mit Hilfe von Dämmmaterialien aus Kühlschränken um das darin verborgene Kupfer freizulegen, was wiederum giftige Dioxide in die Luft freisetzt und mit dafür verantwortlich ist, dass die Lebenserwartung der Menschen, die dauerhaft in Agbogbloshie leben, lediglich 40 Jahre beträgt. Die gewonnenen Rohstoffe werden weiterverkauft an Händler, die das Rohmaterial erneut exportieren. In direkter Nachbarschaft verkaufen Händler Lebensmittel, Klamotten und Gebrauchsgegenstände. Ferner bieten Wäschereien, Fitnessstudios und Banken ihre Dienstleistungen an.
In Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) lancierte das Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) das Projekt “Umweltgerechte Entsorgung und Recycling von Elektroschrott in Ghana (E-Schrott Vorhaben)“.
Die Ziele sind:
- Verbesserung der politischen Rahmenbedingungen für den Umgang mit E-Waste
- Einführung von wirtschaftlich tragfähigen Recyclingmodellen
- Einbezug von lokalen Akteuren aus dem Informellen Sektor
- Schulungen in Bezug auf umwelt- und gesundheitsverträglichere Recycling- und Entsorgungsverfahren
